Deutschland sollte vor und insbesondere in den Weihnachtsferien strengere Maßnahmen einführen, um die stagnierenden Coronavirus-Zahlen zu senken, teilte eine Expertengruppe am Dienstag mit.
In einer Erklärung empfahl die Nationale Akademie der Wissenschaften des Landes, Leopoldina, eine zweiphasige „harte Sperrung“ bis mindestens zum 10. Januar.
In der ersten Phase, ab dem 14. Dezember, wollen die Experten, dass die Deutschen die Kontakte reduzieren und von zu Hause aus arbeiten, während die Behörden die Schulpflicht für Kinder aufheben sollten.
In der zweiten Phase, ab dem 24. Dezember – wenn Weihnachten in Deutschland traditionell gefeiert wird – sollten nicht unbedingt benötigte Geschäfte geschlossen, größere Versammlungen verboten und Kontakte auf ein Minimum reduziert werden. Sie empfehlen außerdem, die Weihnachtsferien um eine Woche bis zum 10. Januar zu verlängern.
Im Gegensatz zu vielen seiner Nachbarn entschied sich Deutschland für eine „teilweise“ Sperrung, um die zweite Welle der Pandemie zu bekämpfen, wobei Geschäfte und Schulen weitgehend geöffnet blieben. In Deutschland sind die Zahlen jedoch auf einem hohen Niveau gestiegen, während in anderen Ländern die Infektionsraten gesunken sind. Die tägliche Zahl der Todesopfer des Landes erreichte am vergangenen Mittwoch ein Rekordhoch, als die Behörden innerhalb von 24 Stunden 487 Todesfälle meldeten.
„Trotz der teilweisen Sperrung in Deutschland seit Anfang November sind die Infektionsraten sehr hoch. Täglich sterben mehrere hundert Menschen. Die Krankenhäuser und insbesondere das medizinische Personal sind bereits an ihren Grenzen und die Gesundheitsbehörden sind überlastet“, so die Leopoldina Erklärung warnte.
Im vergangenen Monat hat sich Deutschland auf lockere Regeln für die Feiertage geeinigt, nach denen sich 10 Personen – ohne kleine Kinder – zu Weihnachten und Silvester versammeln können, obwohl einige der 16 Bundesländer seitdem strengere Maßnahmen ergriffen haben.
Die Leopoldina-Experten erkannten die Herausforderungen bei der Bewältigung der Pandemie in der Weihnachtszeit an. Sie argumentierten jedoch, dass dies auch eine Chance darstelle, da sich das öffentliche Leben in dieser Zeit traditionell verlangsamt.
Sie stellten fest, dass die strengeren Frühjahrsmaßnahmen in Deutschland die Fallzahlen schneller gesenkt hatten, und nannten die Sperren in Belgien und Irland in der zweiten Welle als „erfolgreichere“ Modelle zur Senkung der Infektionsrate als den deutschen Teilansatz.
Die Erklärung wurde von einer Reihe prominenter Wissenschaftler unterzeichnet, darunter der Virologe Christian Drosten und Lothar Wieler, der Leiter des Robert-Koch-Instituts für Krankheitsbekämpfung. Weitere Unterzeichner waren Clemens Fuest, einer der bekanntesten Wirtschaftswissenschaftler Deutschlands, sowie Spezialisten für Bildung und Psychologie.